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Servicekraft im Restaurant gibt Bestellung im Computer ein.

Nacht- und Schichtarbeit

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In Deutschland leisten über 15 Prozent aller Erwerbstätigen ständig oder regelmäßig Schichtarbeit, neun Prozent arbeiten ständig oder regelmäßig nachts. Nicht alle empfinden das gleichermaßen als belastend. Trotzdem kann die Arbeit gegen die innere Uhr zum Problem werden. Es gibt aber Möglichkeiten, Schicht- und Nachtarbeit gesundheitsbewusster zu gestalten.

Schichtarbeit

Schichtarbeit ist durch folgende Belastungen gekennzeichnet: 
 

  • Arbeit entgegen dem natürlichen Schlaf-Wach-Rhythmus

  • Arbeit zu wechselnden Zeiten (z. B. Früh-, Spät-, Nachtschicht)

  • Arbeit zu sozial wertvollen Zeiten (abends, am Wochenende, an Feiertagen)


Das kann negative Folgen haben - für die Gesundheit, aber auch für das soziale Leben. Denn bei Schichtarbeit bleibt der Tagesrhythmus häufig von Faktoren wie Tageslicht und sozialen Kontakten bestimmt. Das bedeutet: Eigentlich sollte man schlafen, aber es ist heller Tag und man möchte mit der Familie und Freunden zusammen sein. Die Folge sind Schlafstörungen und Schlafdefizite, gestörte zwischenmenschliche Beziehungen und, auf Dauer, eine Reihe unspezifischer gesundheitlicher Effekte wie Konzentrationsschwäche, Nervosität, vorzeitige Ermüdung, Appetitlosigkeit oder Magenbeschwerden.

Der Biorhythmus des Menschen und damit auch die Toleranz für Schichtarbeit werden vom sogenannten Chronotyp beeinflusst. Man unterscheidet zwischen den drei Chronotypen Frühaufsteher (Lerche, Morgenmensch), Normaltyp und Spätaufsteher (Eule, Abendmensch). Sie sind zu unterschiedlichen Tageszeiten besonders leistungsfähig.

Die Dauer, Lage und Verteilung der Arbeitszeit beeinflussen das Unfallrisiko: 
 

  • nach der 7. bis 9. Arbeitsstunde steigt das Unfallrisiko exponentiell an

  • für abweichende oder ungewöhnliche Arbeitszeiten wie z. B. nachts oder sonntags kommt es zu einem relativ höheren Unfallrisiko als zu übrigen Zeiten

  • mit einer nicht unterbrochenen Folge von Schichtarbeitstagen steigt das Unfallrisiko

  • Hinweise auf kombinierte Effekte erhärten sich

Die Organisation der Arbeit in Schichtdienst stellt unter gesundheitlichen und sozialen Aspekten besondere Gestaltungsanforderungen. Ausgehend von den vorliegenden arbeitswissenschaftlichen Erkenntnissen lassen sich folgende Handlungsempfehlungen formulieren:
 

  1. Die Anzahl der aufeinanderfolgenden Nachtschichten sollte möglichst gering sein.

  2. Nach einer Nachtschichtphase sollte eine möglichst lange Ruhephase folgen. Sie sollte auf keinen Fall weniger als 24 Stunden betragen.

  3. Geblockte Wochenendfreizeiten sind besser als einzelne freie Tage am Wochenende.

  4. Schichtarbeiter sollten möglichst mehr freie Tage im Jahr haben als Tagarbeiter.

  5. Ungünstige Schichtfolgen sollten vermieden werden, d. h. immer vorwärts rotieren.

  6. Die Frühschicht sollte nicht zu früh beginnen.

  7. Die Nachtschicht sollte möglichst früh enden.

  8. Zugunsten individueller Vorlieben sollte auf starre Anfangszeiten verzichtet werden.

  9. Die Massierung von Arbeitstagen oder Arbeitszeiten auf einen Tag sollte begrenzt werden.

  10. Schichtpläne sollen vorhersagbar und überschaubar sein.

Diese Empfehlungen sind zum Teil nicht gleichzeitig zu erfüllen. Grundsätzlich muss aber verlangt werden, dass spezifische Aspekte zur Verringerung des gesundheitlichen Risikos notwendigerweise Vorrang haben müssen: 
 

  • Die Massierung von Arbeitsbelastung unter Berücksichtigung der Arbeitszeit sollte vermieden werden.

  • Die Ruhezeiten zwischen den Schichten sollten so lang sein, dass sie eine effektive Erholung ermöglichen.

  • Um Schlafdefizite zu vermeiden, sollten nicht zu viele Nachtschichten aufeinander folgen.

Neben den arbeitswissenschaftlichen Empfehlungen gibt es weitere Präventionsmöglichkeiten: 
 

  • Beschäftigte an der Schichtplangestaltung beteiligen

  • Chronotypen und die persönlichen Vorlieben der Beschäftigten für bestimmte Schichten erfassen und bei der Schichtplangestaltung berücksichtigen

  • den Beschäftigten arbeitsmedizinische Vorsorge anbieten (§6 Arbeitszeitgesetz) und bekannt machen

  • Informationsveranstaltungen durchführen, bei denen Beschäftigte erfahren, was sie selbst für ihre Gesundheit tun können

  • Infos zum Thema "Schichtarbeit und gesund bleiben" verteilen

  • Je nach Betriebsgröße eine auf die Schichtzeiten zugeschnittene Kinderbetreuung anbieten

  • auch nachts vom Betrieb aus gesunde Mahlzeiten anbieten und in Pausenräumen die Möglichkeit schaffen, leichte Mahlzeiten zu erwärmen

Um die höheren Beanspruchungen durch Schichtarbeit zu mildern, müssen sich Schichtarbeiter Beschäftigte insbesondere mit Nacht- oder Wechselschichten besonders gesundheitsbewusst verhalten: 
 

  • mit den Problemen der Schichtarbeit auseinandersetzen

  • an arbeitsmedizinischen Vorsorgeuntersuchungen teilnehmen

  • sich gesund ernähren, Ernährungstipps für Schichtarbeit berücksichtigen

  • angepasstes Schlafverhalten (je nach Schicht feste Zubettgeh- und Aufstehzeiten einhalten)

  • angepasste Schlafumgebung (möglichst kühl, dunkel, lärmgeschützt)

  • soziale Kontakte aufrechterhalten

  •  durch Sport/Bewegung wieder Kraft schöpfen

Die Festlegung und Verteilung der täglichen Arbeitszeit sowie die Durchführung und Festlegung der einzelnen Schichtzeiten ist mit dem Betriebsrat abzustimmen. 

Konkret gefragt ist der Betriebsrat u. a. bei der Einführung von Schichtarbeit, bei deren Durchführung und auch bei der Festlegung der einzelnen Schichtpläne und der zeitlichen Zuordnung der Beschäftigten zu einzelnen Schichtgruppen.

Nacht- und Schichtarbeit müssen in der betrieblichen Gefährdungsbeurteilung berücksichtigt werden. Dabei geht es darum zu ermitteln, mit welchen Maßnahmen der Betrieb eine Gesundheitsgefährdung durch Schichtarbeit reduzieren und die Gesundheit und Leistungsfähigkeit der Beschäftigten fördern kann. 

Nach DGUV Vorschrift 2 gilt Schichtarbeit mit Nachtarbeitsanteilen als eine betriebsspezifische Unfall- und Gesundheitsgefahr. Sie stellt somit ein Auslösekriterium für eine betriebsspezifische Betreuung durch die Fachkraft für Arbeitssicherheit und den Betriebsarzt dar. Auch in Kleinbetrieben mit Unternehmermodell oder Branchenmodell ist Schichtarbeit ein Anlass für die bedarfsorientierte Betreuung durch den Betriebsarzt und eine Fachkraft für Arbeitssicherheit. 

Checkliste Gefährdungen zur Arbeitszeit
Bundesanstalt für Arbeisschutz und Arbeitsmedizin
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Kontakt

0621 4456-3138

Stefan Keller

stefan.keller@bgn.de stefan.keller@bgn.de

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